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Stimme aus der Praxis

Fragen an die Auszubildende Shania Ashna des Oberstufenzentrums Medizin und Gesundheit, der Rahel-Hirsch-Schule

Frau Ashna, Sie haben Ihre Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) mit sehr guten Ergebnissen abgeschlossen. Herzlichen Glückwunsch dazu! Wir freuen uns, dass Sie sich bereit erklärt haben, uns ein Interview zu geben.

Wie war Ihr Weg in die Ausbildung?
Mein Weg in die Ausbildung war zielgerichtet, aber nicht immer einfach. Ich bin Iranerin und bin zum Studium in die Ukraine gegangen. Nach Ausbruch des Krieges bin ich nach Deutschland gekommen. Neun Monate nach meiner Ankunft habe ich hier meine Ausbildung begonnen. Der Wechsel nach Deutschland war also nicht nur ein kultureller, sondern auch ein beruflicher Neuanfang. Ich musste in einem völlig neuen System Fuß fassen, mit einer neuen Sprache und ohne familiären Rückhalt vor Ort zurechtkommen.
Trotzdem war mir klar: Ich will weitermachen, nicht aufgeben, sondern meinen Weg hier finden.

Das waren große Herausforderungen, die Sie gemeistert haben. Sie sagten, Sie haben in neun Monaten Deutsch gelernt. Wo haben Sie Deutsch gelernt und mit welchem Sprachniveau haben Sie Ihre Ausbildung begonnen?
An der Hochschule für Wirtschaft und Recht gab es einen Intensivsprachkurs für junge Geflüchtete aus der Ukraine mit vier bis fünf Unterrichtsstunden täglich. Daran habe ich teilgenommen und mit dem Sprachniveau B1 meine Ausbildung begonnen. Bevor ich nach Deutschland kam, konnte ich kein Wort Deutsch.

Wann haben Sie entschieden, eine Ausbildung zu machen?
Nach dem Deutschkurs habe ich sofort ein Praktikum bei einem Zahnarzt absolviert, der mir anschließend einen Ausbildungsplatz angeboten hat. Mich hat die Chirurgie später mehr interessiert, deshalb habe ich die Praxis später gewechselt.

Was war Ihre Motivation, die Ausbildung erfolgreich abzuschließen?
Ich wollte unabhängig werden und mir eine stabile Zukunft aufbauen. Die Ausbildung war mein erster Schritt, um später in den Bereich Gesundheitsmanagement einzusteigen.

Welche Schwierigkeiten gab es auf dem Weg?
Die größte Schwierigkeit war, alles unter einen Hut zu bringen: die Sprache zu lernen, zu arbeiten, für Prüfungen zu lernen und gleichzeitig die psychische Belastung durch die Situation im Iran zu tragen. Ich war oft allein mit meinen Gedanken und Sorgen. Es war nicht leicht, aber genau das hat mich auch stärker gemacht.

Können Sie uns eine schwierige Situation schildern?
Eine besonders herausfordernde Phase war, als ich finanziell kämpfen musste. Das Ausbildungsgehalt reichte nicht aus, also arbeitete ich zusätzlich in einem Minijob. Eine Vollzeit-Ausbildung plus Nebenjob bedeuteten 50-Stunden-Wochen. Dazu kamen private Sorgen. Ich fühlte mich ständig unsicher und war so reizbar, dass mich jede Kleinigkeit aus der Bahn warf.
Beim Lernen konnte ich mich kaum konzentrieren.

Was waren schöne Momente in der Ausbildung?
Die schönsten Momente waren die, in denen ich gemerkt habe, wie sehr ich mich entwickle – fachlich und persönlich. Wenn ich gutes Feedback bekommen habe, Patient*innen zufrieden waren oder ich Kolleg*innen helfen konnte, das hat mir das gezeigt: Ich bin auf dem richtigen Weg.
Besonders schön war auch das Gefühl, Prüfungen gut zu meistern, obwohl die Voraussetzungen nicht leicht waren.

Wie sind Sie auf die JAzA-Ausbildungsbegleiterin aufmerksam geworden?
Ich habe über meine Schule von der JAzA-Begleitung erfahren. Damals war ich neugierig, weil ich gespürt habe, wie wichtig es ist, jemanden außerhalb des Betriebs zu haben, der da ist, wenn man Unterstützung braucht.

Wie gefällt Ihnen das Angebot? Inwiefern war die Ausbildungsbegleitung für Sie von Nutzen?
Das Angebot war für mich unglaublich hilfreich. Es war eine große Entlastung, mit jemandem sprechen zu können, der meine Situation versteht, neutral zuhört und auch in schwierigen Momenten motivierend an meiner Seite steht. Gerade wenn man viele Dinge gleichzeitig stemmen muss, tut es gut, nicht alles allein tragen zu müssen.

In welchen Situationen würden Sie anderen Auszubildenden zur JAzA-Ausbildungsbegleitung raten?
Ich würde die Begleitung allen empfehlen, die sich überfordert fühlen - sei es durch private Belastungen, Stress im Betrieb oder Zukunftsängste. Manchmal reicht schon ein Gespräch, um wieder einen klareren Blick zu bekommen. Die JAzA-Begleitung hilft dabei, nicht vom eigenen Weg abzukommen und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Haben Sie schon Pläne für Ihre Zukunft?
Ich habe nach meinen praktischen Prüfungen am 1. Juli das Online-Studium „Management des Gesundheitswesens“ an der Fresenius-Hochschule berufsbegleitend begonnen. Nebenbei arbeite ich 35 Stunden pro Woche.

Was ist Ihr Ziel, was ist Ihr Wunschberuf?
Ich möchte gerne als Managerin an einem wichtigen Platz arbeiten. Zurzeit habe ich noch keine konkrete Vorstellung, aber ich sehe mich in einer Position mit viel Verantwortung.

Wie sind Sie mit der Zahnmedizin in Berührung gekommen?
Bevor ich hierhergekommen bin, habe ich in der Ukraine Zahnmedizin auf Englisch studiert. Schon als Kind wollte ich im Gesundheitsbereich arbeiten. Meine Tante ist auch Zahnärztin. Ich interessierte mich auch für Biologie und den menschlichen Körper.

Das ist sehr beeindruckend, dass Sie es in drei Ländern geschafft haben, Ihre beruflichen Ziele zu verfolgen.
Es war gar nicht einfach, weil ich auch so viele Probleme in meinem Heimatland Iran hatte. Denn dort gibt es viele politische Hürden für Frauen und die Regierung baut sehr viel Druck auf. Das erzeugt starke Emotionen in mir, aber ich versuche, mich von diesen Emotionen nicht beeinflussen zu lassen. Und ich war hier ganz alleine, ich musste mich um Geld, eine Wohnung und Deutsch kümmern. Das war echt crazy. Aber jetzt bin ich froh, dass ich jetzt einen Anker habe.

Möchten Sie uns noch etwas sagen?
Ich bin sehr dankbar, dass ich trotz vieler Hindernisse meinen Abschluss geschafft habe. Es war eine harte, aber auch sehr lehrreiche Zeit. Ich habe nicht nur einen Beruf gelernt, sondern auch viel über mich selbst. Ich wünsche mir, dass noch mehr junge Menschen solche Unterstützungsangebote nutzen, um ihren eigenen Weg zu gehen. Es lohnt sich.

Vielen herzlichen Dank für das Interview!