Stimme aus der Praxis
Du bist seit knapp sieben Monaten als Ausbildungsbegleiterin bei JAzA dabei. Wie bist Du in dieser Rolle inzwischen angekommen?
Inzwischen fühle ich mich viel sicherer und sichtbarer am OSZ. Dennoch habe ich einiges an Zeit und Energie gebraucht, um den Kontext und das Feld zu verstehen, um richtig am OSZ anzukommen und mich letztendlich in dieser komplexen Rolle zurechtzufinden.
Besonders hilfreich in diesem Lernprozess war für mich, dass ich auf eine Menge Erfahrungen und Fachwissen aus dem Netzwerk zurückgreifen konnte. So war der Erfahrungsschatz aus dem hessischen Modellprojekt „Qualifizierte Ausbildungsbegleitung in Betrieb und Berufsschule“ (QuABB) und aus dem Vorgängerprojekt von JAzA! „Ausbildungsabbrüche präventiv vermeiden“ äußerst wertvoll für mich. Außerdem treffen wir uns regelmäßig zum kollegialen Austausch mit den anderen JAzA!-Ausbildungsbegleiter*innen. Am OSZ bin ich auch Teil des Beratungsteams und arbeite sehr eng mit der Schulsozialarbeiterin zusammen, obwohl wir unsere Zuständigkeitsbereiche klar abgrenzen.
Meine Aufgabe sehe ich ganz klar darin, eine Brücke zwischen den Auszubildenden, den Schulen und den Betrieben zu schlagen und auch die Spannungen im Falle eines drohenden Abbruchs abzubauen. Im Gegensatz zur Schulsozialarbeit liegt mein Schwerpunkt eindeutig auf der Prozessbegleitung bei ausbildungsspezifischen Problemen und bei Konfliktsituationen in Betrieben.
Und was zeichnet die Ausbildungsbegleitung an Deinem OSZ besonders aus?
Was mein OSZ besonders ausmacht, ist seine Zugewandtheit, Offenheit für Neues und Wertschätzung. Für mich heißt die Haltung dort: „Veränderung entsteht durch Experimentieren“. Das zeigte sich auch bei der kürzlichen Umbenennung des OSZ von „Körperpflege“ in „Ästhetik und Technik“. Der Prozess war offen für alle und am Ende wurde ein Name gefunden, der die Schulgemeinschaft und die Ausbildungsberufe so gut repräsentiert. Ich schätze es sehr, dass ich mich am OSZ ausprobieren darf und so viel kreativen Spielraum habe. Jetzt, wo ich am OSZ viel besser angekommen bin, nehme ich mir fest vor, noch kreativer zu werden, mehr mit den Auszubildenden in Kontakt zu kommen und mehr Öffentlichkeitsarbeit an der Schule zu leisten. Nächste Woche mache ich zum Beispiel einen Weihnachtsstand in der großen Pause.
Welche Ziele und Herausforderungen stehen Dir in naher Zeit noch bevor?
Zum einen noch sichtbarer am OSZ zu werden und mehr Auszubildende zu erreichen. Das ist eine Herausforderung und ein Ziel zugleich. Zum anderen mehr mit Betrieben in Berührung zu kommen. Viele Auszubildende, die zu mir kommen, wollen den Betrieb wechseln. Manchmal ist es die einzig richtige Lösung, um einen Ausbildungsabbruch zu vermeiden, aber eben nicht immer.
In jedem Beratungsfall sollte man zuerst einmal individuell schauen, welche Verbesserungsmöglichkeiten es innerhalb des bestehenden Ausbildungsverhältnisses gibt. Wenn ein Azubi zu mir in die Beratung kommt, bekomme ich meist nur Ausschnitte des Ganzen. Um das Gesamtbild zu sehen und tiefer auf die Ursachen einzugehen, möchte ich auch die Perspektive des Betriebs einbeziehen.
Viele Probleme und Konflikte in den Betrieben spielen sich auf der Kommunikationsebene ab. Daher plane ich auch noch, Kommunikationsworkshops für Auszubildende anzubieten. Mir ist es wichtig, den Azubis einen Reflexionsraum zu bieten, zu ihrem sicheren kommunikativen Verhalten beizutragen und sie in ihrem persönlichen Wachstumsprozess zu unterstützen. Mit jedem neuen Fall lerne ich mehr und mehr dazu.
Zu guter Letzt: Was motiviert Dich als Ausbildungsbegleiterin?
Meine Hauptmotivation ist der Kontakt mit den Azubis. Besonders inspirierend ist es für mich, wenn ich merke, dass sie in ihrer Ausbildung motivierter sind und dadurch eine nachhaltige Perspektive gewinnen. Selbst in ganz schwierigen Situationen versuche ich ihnen zu zeigen, dass es nichts ist, was einen zerstören muss, sondern dass man an jeder Herausforderung auch wachsen kann. Damit die Auszubildenden von Ohnmacht zu Handlungssicherheit kommen, braucht es einen Perspektivenwechsel – daran arbeiten wir gemeinsam in der Beratung. Wenn ein Fall erfolgreich gelöst wird, ist es für mich besonders erfreulich zu sehen, wie die Auszubildenden mit ihrem Abschluss die ersten Schritte in die Selbstständigkeit und eine sichere Zukunft machen.
Pauline Seifert ist seit Mai 2023 Ausbildungsbegleiterin im Projekt „JAzA – Ja zur Ausbildung!“. Im Rahmen des Projektes bietet sie Beratungen und Begleitungen am OSZ Ästhetik und Technik (ehemals OSZ Körperpflege) an. Neben einem Bachelorabschluss in Sozial- und Kulturanthropologie hat sie auch eine Ausbildung im systemischen Coaching abgeschlossen. Danach war sie für mehrere Jahre als Projektmitarbeiterin im Integrationsbereich sowie als sozialpädagogische Begleitung in einem Bildungsprojekt in Berlin tätig.
Das OSZ Ästhetik und Technik nahm am Pilotprojekt „Ausbildungsabbrüche präventiv vermeiden“ teil und setzt die Kooperation mit involas auch im Rahmen des Folgeprojekts „JAzA – Ja zur Ausbildung!“ seit dem Frühjahr 2023 fort. Das Projekt wird gefördert aus Mitteln der Europäischen Union (Europäischer Sozialfonds Plus) und des Landes Berlin.