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Attraktivität einer Ausbildung im Handwerk

Eine neu erschienene Studie analysiert die Erwartungen von Schulabsolvent*innen gegenüber Arbeitgeber*innen im Handwerk sowie Ansatzpunkte für die Berufsorientierung.

Die empirische Analyse mit dem Titel „Attraktivität einer Ausbildung im Handwerk“ wurde von Dr. Andrea Greilinger vom Ludwig-Fröhler-Institut für die Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammern durchgeführt. Ziel der Untersuchung war es, herauszufinden, welche Erwartungshaltung, Bilder und Wünsche junge Menschen an das Handwerk haben und welche Berufsorientierungsmaßnahmen von den Jugendlichen als besonders ansprechend bewertet werden.

Im Rahmen der Forschungsarbeit wurden dafür Schüler*innen der 8. und 9. Klassen in Bayern befragt. Es zeigte sich, dass das Handwerk bei sehr vielen bereits einen guten Ruf habe und besonders in Bezug auf freundliche Kolleg*innen, ein gutes Verhältnis zu den Vorgesetzten, Teamarbeit, eine angemessene Entlohnung sowie Sichtbarkeit des Arbeitsergebnisses punkten könne. Die Studie weist aber auch auf das große Potential hin, das in der Gruppe der Gymnasiast*innen liegt: Noch immer würden die Erwartungen an einen Beruf im Handwerk u.a. in den Punkten Lohn und Aufstiegs- und Karrierechancen hinter denen an ein Studium liegen. Dabei stellte es sich heraus, dass sich viele Schüler*innen an Gymnasien in der untersuchten Altersstufe oft nicht ausreichend gut über das Handwerk und Ausbildungsberufe informiert fühlten und die guten Entwicklungsmöglichkeiten im Handwerk gar nicht gut genug kannten.

In Zeiten eines herausstechend hohen Bewerber*innenmangels, hoher Vertragslösungs- und Abbruchsquoten und einer allgemeinen Zuspitzung des Fachkräftemangels zeigte dies umso mehr, wie wesentlich zielgruppengerechte Berufsorientierungs- und Marketingmaßnahmen sind. Die Umfrageergebnisse verdeutlichen in diesem Zusammenhang auch nochmal, wie wichtig es für junge Menschen ist, das Handwerk persönlich, greifbar und praktisch kennenzulernen.

Derzeit gibt es keine aktuellen Studien zur Attraktivität des Handwerks in Berlin. Die empirischen Erkenntnisse aus Bayern sind aber auch für Berlin relevant: Es braucht eine bessere Berufsorientierung, mehr Aufklärung und mehr Unterstützung für junge Menschen, damit sie ihre berufliche Zukunft mit dem Handwerk verbinden wollen. Nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) sind bundesweit im Durchschnitt 20.000 Ausbildungsplätze im Handwerk unbesetzt. Auch die Vertragslösungsquote im Handwerk ist mit 36,7 % die höchste im Vergleich zu anderen Zuständigkeitsbereichen, so das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).

Die vollständige Studie können Sie hier nachlesen. Sie wurde zudem im Rahmen der Online-Seminarreihe des ZDH vorgestellt, die sich an Beratende von Ausbildungsbetrieben in Handwerkskammern und Zentralfachverbänden richtet. Das Seminarprogramm für 2024 sowie die Dokumentation vergangener Vorträge finden Sie hier.